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Am 25. Juli 2020 erhielt Dastan und das PinkSummits-Team den „Soul of Stonewall 2020 Award“ des CSD Berlin. In der Auswahl des Soul of Stonewall Awards, begründete die Jury und der Verein CSD Berlin:

Nicht heterosexuell zu sein und dies offen und frei zu leben, bedeutet für viele Menschen auch heute noch, mit sozialer Ächtung zu leben oder in verschiedenen Ländern auch um das eigene Leben zu fürchten. Der Berliner CSD e.V. zeichnet Personen oder Organisationen mit dem SoSA aus, um dem vielfältigen Engagement für die Menschenrechte von LSBTIQ+ Respekt auszusprechen.

Einerseits die Nominierung, andererseits die Preisverleihung war mehr als überraschend, emotional und voller Dankbarkeit. Die Laudatio auf den Award hielt die deutsch-belgische Leistungssportlerin und Olympionkin Kim Meylemans (Instagram, Wikipedia, Advocate.com). Die könnt Ihr hier sehen:

Dastan und Steffen hatten eine bewegende Dankes-Rede gehalten und riefen für mehr Liebe, Stolz sowie Mut auf und luden alle ein, am Abenteuer Pink Summits mit teilzunehmen.

(Link zum Video, falls es nicht angezeigt wird. Dastan’s Rede ist ab 05:37:30)

Hier ist das Transkript aus der Dankes-Rede:

Dastan

Vielen Dank für den Award! Ich möchte Euch kurz auf meine Reise mitnehmen.

Selbsthass, als ich merkte, dass ich schwul war. Hoffnungslosigkeit, als ich zum ersten Mal geschlagen wurde, weil ich schwul war und nicht zur Polizei gehen konnte. Scham vor meinen muslimischen Eltern, als ich mein Coming Out gemacht habe. Depression, als meine Eltern versucht haben, meine Homosexualität mit Religion und Therapie zu heilen. Wut, wenn ich immer wieder die gleichen beleidigenden Witze gehört habe. Angst, als ich Drohungen erhalten habe. Burn-out als ich sah, dass wir als Aktivistinnen noch so viel mehr zu tun haben. Schmerz, als ich sah, wie meine Freunde von ihren Eltern aus dem Haus geworfen und geschlagen; von homophoben und transphoben Bastards angegriffen wurden. Und das alles ohne Ende: Hass, Gewalt, Mobbing.

Trotzdem fanden wir, Akitivistinnen aus Zentralasien, Kraft und grenzlose Energie, weiterzukämpfen. Für unsere Zukunft, für unsere Freiheit, für unser Glück, für das Recht zu lieben und geliebt zu werden. Wir sind manchmal verzweifelt, manchmal verloren wir die Hoffnung, manchmal waren wir erschöpft. Aber wenn noch ein Homophob unsere Familien, unsere Freunde, unsere Lieben angreift, sind wir voller Wut und Kraft, weiterzukämpfen und uns zu beschützen. Wir haben keine andere Wahl, als Hass in Liebe zu verwandeln. Wir müssen sichtbar sein, wir müssen uns schützen, uns gegenseitig helfen, uns gegenseitig inspirieren, gemeinsam gegen Homophobie und Transphobie zu kämpfen, als eine gemeinsame Front.

Ich musste nach Europa umziehen, um zu studieren und um der Gewalt, den Drohungen und dem Hass  in Kirgisistan zu entkommen. Hier in Europa habe ich mich gefragt, was ich von hier aus Europa für die LGBT+ Bewegung in Zentralasien und darüber hinaus tun kann. Wie kann ich auch außerhalb meines Heimatlandes für unsere Sichtbarkeit kämpfen? Ich kam auf die Idee, meine Leidenschaften miteinander zu verbinden: Sport und LGBT+ -Aktivismus. Ich wollte etwas tun, was niemand in der Geschichte Kirgisistans oder sogar ganz Zentralasiens getan hat. Zunächst bin ich für LGBT+ Sichtbarkeit von Kirgisistan nach Deutschland mit dem Rad gefahren. Es war eine harte, verschwitzte und herausfordernde Reise wie mein Aktivismus: mit Verzweiflung, Schmerz, Einsamkeit, aber auch mit Inspiration, Menschen, Aufregung und Leidenschaft.

Jetzt habe ich eine neue Reise begonnen, und zwar viel inspirierender und grandioser. Jetzt bin ich nicht allein, sondern mit einem fantastischen Team von fünf anderen Leuten, auch Steffen der gerade neben mir steht. Wenn es uns gelingt, alle sieben Gipfel zu erobern, werden wir das erste queere Team der Welt sein, das dies schafft. Wir haben schon vieles erlebt: Schneestürme, Höhenkrankheit, Hass, Drohungen, und sogar 5-stündiger Verhör durch den FSB, der Geheimdienst Russlands, aber auch das unbeschreibliche Gefühl, eine Mischung von Stolz, Glück, und Erfülling beim Hissen einer Regenbogenfahne auf den höchsten Bergen.

Wir haben schon viele Menschen in meinem Land inspiriert und wir inspirieren immer noch viele, vor allem jungen Menschen. Pink Summits wird helfen, diese Inspiration zu verdreifachen und den Herzen der Menschen in Zentralasien Hoffnung, Freude und Stolz zu bringen und unsere Communities stärker und empowered machen.

Jetzt wird mein enger Freund und mein Bergsteigerpartner auch ein paar Worte hinzufügen.

Steffen

Pink Summits ist überall – ganz dem Motto des diesjährigen CSD-Mottos “don’t hide your pride; hier und weltweit”. Und ich bin stolz ein Teil von Pink Summits zu sein, wo es nicht darum geht wieviele Leute uns mögen sondern wie wir es schaffen, dass Leute andere mögen und diese so akzeptieren wie sie sind. Helft uns, dass wir mehr Leute inspirieren können, LGBT+ statt als Opfer vielmehr als positive Helden zu sehen. Und dies wird dank Ihrer Unterstützung möglich sein. Diese Kampagne gehört nicht uns fünf allein. Sie gehört uns allen und ich lade alle ein, die sich uns auf unseren Abenteuern anschließen. Vielen Dank, dass Sie uns unterstützen und unsere Anstrengungen anerkennen.

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