Tag 18. Gute Nachrichten von Osprey
Früh morgens gingen wir nach Camp Canada, um einige unserer Gruppenausrüstungen herunterzubringen. Diesmal war es viel einfacher nach oben zu gehen. Anscheinend waren wir schon gut akklimatisiert. Seltsamerweise wanderten viele Gruppen mit riesigen Rucksäcken, obwohl die Wetterdienste schreckliches Wetter mit Winden von bis zu 100 Stundenkilometern am Gipfel vorhersagten.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, ein Buch über Aconcagua zu lesen und Karten zu spielen. Abends konnte ich das Internet nutzen und in meinem E-Mail-Postfach wartete die tolle Nachricht auf mich: Osprey wird unser offizieller Sponsor! Es ist eine große Unterstützung für unsere Kampagne und es ist cool, dass Unternehmen wie Osprey den Wert darin sehen, die Sichtbarkeit und Rechte von LGBTQ+-Personen in Sportarten wie Bergsteigen und Klettern zu stärken. Das ist unser erster offizieller Sponsor und das Erstaunlichste ist, dass sie irgendwo im Internet von unserer Kampagne erfahren haben und mir sofot geschrieben haben, dass sie uns unterstützen wollen! In der Regel passiert es oft umgekehrt: Athleten und Expeditionsgruppen suchen und schreiben aktiv selbst an potentiellen Sponsoren.
Im Rahmen der Sponsoring planen wir ein Stipendium für ein neues Teammitglied in Höhe von 3.000 Euro. Auch Du kannst du dich für das Pink Summits Stipendium bewerben, um Teil des Teams zu werden und an unseren Abenteuern und Expeditionen teilzunehmen. Wir freuen uns besonders über Bewerbungen von LBTQ+ Frauen, Menschen mit Behinderungen, Flüchtlingen und Migranten und allen, die aus finanziellen Gründen nicht an unseren Expeditionen teilnehmen können, aber bereits Erfahrung im Trekking, Bergsteigen oder Klettern haben.
Hier kannst Du dich für ein Stipendium bewerben.
Tage 19-22. Die letzten Tage vor dem finalen Aufstieg
Wir verbrachten zwei Tage im Basislager, die meiste Zeit spielten wir Karten und lasen Bücher im Café (ich las alles, was für die Gäste im Café verfügbar war). Wir haben auf gutes Wetter gewartet. Auf dem Berg tobte derzeit ein Orkan. Nach der Anzahl der Menschen in der Café-Bar zu urteilen, warteten viele auf das Wetterfenster.
Aus Langeweile sind wir mit Chris zu den nahe gelegenen Gletschern gelaufen. Es war ein cooles Gefühl, neben diesen riesigen Eisblöcken zu stehen, durch die sich ein reißender Fluss seinen Weg bahnte.
Abends wurden wir von atemberaubenden Sonnenuntergängen empfangen, als der gesamte Westhang des Aconcagua in leuchtenden feurigen Farben erstrahlte und die letzten Sonnenstrahlen spielerisch auf die Wolken ringsum reflektierten.
Am dritten Tag brachen wir vom Basislager direkt nach Nido de Condores auf. Von acht Personen sind nur noch vier von uns übrig. Einem wurde wegen der Höhe schlecht, und der Rest sah keinen Sinn mehr darin, auf gutes Wetter zu warten.
Aufgrund des leichten Gepäcks und der guten Akklimatisierung war es dieses Mal viel einfacher nach oben zu gehen, aber die letzten Meter kamen uns trotzdem wie eine Ewigkeit vor. Ich musste mehrere Pausen einlegen, um wieder zu Atem zu kommen.
Gleich nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, begann ein Orkan. Den Rest des Tages verbrachten wir im Zelt und versteckten uns vor dem Wind. Chris sortierte Bilder auf seinem Handy und ich hörte mir Podcasts auf Spanisch an. Dank dieser Podcasts hat sich mein Spanisch stark verbessert: Ich habe angefangen, fast alles zu verstehen, was andere sagen. Aber ich habe immer noch Probleme, über komplexe Themen zu sprechen und stottere bei jedem dritten Satz.
Der Sonnenuntergang war wie immer gleißend, aber wir konnten ihn lange nicht bewundern: der Orkan ließ nicht nach. Nur noch ein paar Tage und wir gehen endlich an den Gipfel. Wir sind des Wartens sehr müde. Wir wollten so schnell wie möglich nach Hause. Zurück an den Ort, wo es warm und gemütlich ist, wo unsere Familie und Freunde sind, wo wir leckeres Essen und das Nötigste wie Dusche, normales Bett, Toilette genießen können. Ich habe sogar meine Arbeit vermisst, trotz des ganzen Stresses des vergangenen Jahres.
Am nächsten Tag hörte der Wind auf. Das Wetter war super und der Himmel ganz klar. Es gab auch viel weniger Schnee: Der Hurrikan hat den größten Teil davon weggeweht. Wir stiegen wieder hinauf zum Choleralager. Morgen Abend wollen wir den Gipfel erklimmen.
Überraschend viele Kletterer sind mit uns nach Cholera gegangen. Das ist nicht verwunderlich: Morgen ist der einzige Tag, an dem es keinen Orkanwind, keinen Schneefall gibt und der Trekkingpfad durch den vorangegangenen Orkan mehr oder weniger vom Schnee befreit wurde.